Mercedes-Benz 230 SL - 250 SL - 280 SL Pagode

Kurzcheck bei Besichtigung einer Pagode im Zustand 3
 
   
Karosserie-Eindruck:

Karosserie-Eindruck:

Die Flächen der Karosserie sollten klare Spiegelbilder ergeben, die allein von den Formen und Konturen der Karosserie geprägt sind. Insbesondere die hinteren Radläufe und das Heckblech sollten klare Konturen und saubere Kanten aufweisen. Spaltmaße von Hauben und Türen sollten gleichmäßig ausfallen und sie sollten ohne Kraftanstrengung zu schließen sein. Im Frontbereich muss  die  Passform von Scheinwerferzierrahmen, Frontgrill und Motorhaube stimmen. Im Bereich der inneren Radhäuser sollten keine aufgeschweißten Blechflicken zu sehen sein. Unter dem vorderen Kotflügel befindet sich im oberen Bereich eine Verstärkungskonsole, die häufig nur noch aus Fragmenten besteht. Reparaturanfällig sind auch die Bereiche rund um die Scheinwerfertöpfe.   Ein Blick auf den unteren Bereich des Heckabschluss-Blechs kann weitere Aufschlüsse über den Karosseriezustand geben. Weitere Infos hierzu finden Sie bei pagode.info unter dem Link „Rostschäden“.

Reifen:

Die Originalgröße der Reifen heißt 185 R 14 (oder auch 185 HR 14). Breitreifen der Dimensionen 195 oder 205 können vom Tüv eingetragen werden, jedoch werden breitere Reifen mit den selten auftretenden Rissen in den vorderen Querlenkern in Verbindung gebracht. Daimler-Chrysler rät von dem Betrieb mit Breitreifen ab. Wie anhand der DOT-Zahl das Alter der Reifen zu ermitteln ist, finden Sie bei pagode.info unter dem Link „Reifen“.

Stoßstangen & Frontgrill:

Stoßstangen sollten „gut gebraucht" sein und symetrisch passen. Keine Beulen, keine Bohrlöcher, keine Durchrostungen von innen. Häufig sind die originalen Stoßstangen bereits durch Original-Neuteile oder gute Reproduktionen ersetzt worden. Aus Kostengründen werden aber zunehmend auch Nachbauteile aus Fernost montiert.  Der Rahmen des Frontgrills sollte frei Dellen und Rissen sein. Sitzt der mittige Chrom-Stern noch fest im Frontgrill oder wurde er bereits geklebt ? Beschädigungen am Frontgrill sind häufig vorhanden, denn ein Austausch wird aus Kostengründen gern vermieden.

Spaltmaße:

Die Spaltmaße an Hauben und Türen sollten gleichmäßig verlaufen. Insbesondere das Spaltmaß der Motorhaube ist häufig -z.B. nach einem Austausch der vorderen Kotflügel oder nach einem behobenen Frontschaden- ein Problem.

Sicken:

Das Abschlussblech sollte dort, wo es im unteren Bereich seitlich an die Kotflügel stößt, nicht verspachtelt sein, sondern einen sichtbar verlaufenden Stoß aufweisen. Sehr gute Autos haben noch die ca. 1 cm lange Sicke, die im Bereich des Scheinwerferzierrings den werksmäßig verzinnten Übergang von Frontblech zum Kotflügel markiert. Das Merkmal für Originalität kann aber auch im Zuge einer Neulackierung mit Spachtel neu entstanden sein.

Außenschweller:

Die seitlichen Außenschwellerabdeckungen waren werksseitig an die Karosserie angeschraubt. (Nicht angeschweißt, nicht angenietet und auch nicht verspachtelt)

Lack:

Die Außenlackierung sollte gebraucht, aber intakt sein. Kleinere ausgebesserte Steinschlag- und Lackschäden sind bei Zustand 3 normal. Falls das Auto bereits neu lackiert wurde, sollten auf Gummidichtungen und Zierleisten keine Farbspuren zu sehen sein.

Farbe:

Geschmackssache. Bei Zustand-3 Pagoden kann man  weder Erstlack,  noch den Originalfarbton verlangen. Viele Pagoden sind ab Werk in Weiß-Tönen geliefert worden, was bei Neulackierungen häufig abgeändert wurde. Die Originalfarbnummer findet sich links im Motorraum auf einer Plakette (in Nähe der Wischwasch-Pumpe). Weitere Infos zu den Farbcodes finden Sie bei pagode.info unter dem Link „Lackierung“.

Sitze:

Die Sitze sollten original und frei von Rissen sein. Deutliche Gebrauchsspuren sind beim Zustand-3 Auto ebenso normal wie die typischen Ledernarben und der durchgesessene Fahrersitz. Bei neuen Bezügen sollte es sich um original perforiertes Leder handeln. Bei Autos mit sehr hoher KM-Leistung sind häufig die Sitzfedern gebrochen.

Armaturenbrettpolster:

Die Polsterungen am Armaturenbrett sollten gerade und auch in den Ecken sauber mit Leder (oder Kunstleder) bezogen sein.

Seitenscheiben:

Wenn man die Seitenscheiben bei geöffneter Tür nach innen und außen einige cm hin und her bewegen kann, hat sich meistens eine der für die Fensterführung zuständigen an die Scheibe geklebten Führungsbacken aus Metall gelöst. Um sie wieder anzukleben, muß die Seitenscheibe ausgebaut werden.

Verdeck:

Das Verdeck sollte aus originalem Mercedes-Benz Sonnenlandstoff bestehen und gut gebraucht sein. Das Gestell sollte sauber & leichtgängig schließen. Verdecke, die längere Zeit unbenutzt im Verdeckkasten lagen, lassen sich nur schwer schließen, weil der ungespannte Stoff allmählich schrumpft. Neu montierte Verdecke lassen sich schwer schließen und scheinen zu kurz, weil viele nicht wissen, dass es nach der Montage im geschlossenen Zustand in die pralle Sonne oder unter Strahler muss, um sich einmalig zu dehnen.

Hardtop:

Hardtopzierleisten sollten in ordentlichem Zustand sein. Gebrauchsspuren und Kratzer sind jedoch normal. Hardtops rosten gern an der Unterseite im Bereich der hinteren Ecken. Hier lohnt ein prüfender Blick unter das demontierte Hardtop.

Motornummer:

Original SL-Motoren beginnen mit den Motornummern 127.981 (230 SL), 129.982 (250 SL) und 130.983 (280 SL). Die Motornummer ist in Fahrtrichtung links hinten oben im Motorblock eingeschlagen.

Austauschmotor:

Ein Austauschmotor ist kein Problem, wenn er original ist. Da Austauschmotoren andere Nummern (z.B. 130. 980)  haben können, helfen hier nur Belege über dessen SL-spezifische höhere Leistung gegenüber den ähnlichen Limousinentriebwerken aus Heckflosse und W 108. Sehr häufig wurden falsche Motoren als „Austauschmotoren“ eingebaut. 220 SE Heckflossen-Motor (ebenfalls Baumuster M 127,  aber nur 120 PS) als Ersatz für den 230 SL. 280 SE Limousinen-Motor (ebenfalls Baumuster M 130) als Ersatz für den leistungsstärkeren 280 SL. Limousinenmotoren passen nur, wenn die Motorträger des SL verwendet wurden. Andernfalls steht der Motor höher im Motorraum und schlägt früher oder später eine Delle in die Motorhaube.

Zustand des Motors:

Der Zustand des Motors ist auf die Schnelle kaum zu ermitteln, denn die robusten Motoren laufen auch dann noch (scheinbar) tadellos, nachdem sie schon sämtliche Verschleiß-grenzen überschritten haben. Ein Motor, der aus Alterschwäche kurz davor ist , mit einem  seiner Pleuel ein Loch in den Block zu schießen, kann trotzdem noch augenscheinlich gut laufen. Da viele Pagoden  bereits über optisch aufbereitete Motorräume verfügen, erlauben nur Rechnungen und Belege genaueren Aufschluss über den tatsächlichen technischen Zustand.  Bei Motoren, die im Laufe der vergangenen 40 Jahre noch nie belegbar von einem Fachbetrieb generalüberholt wurden, sollte man vorsorglich mit einer anstehenden Revision rechnen und die entsprechenden Kosten hierfür einplanen.

Getriebe:

Pagoden in gutem Zustand verfügen in der Regel über eine regelmäßig vom Fachmann gewartete Technik. Hier sind die Schaltvorgänge des Automatikgetriebes zwar nicht ruckfrei, aber erträglich. Preislich günstigere Fahrzeuge verfügen nur selten über diese Eigenschaft, deutliche, harte Schaltrucke des Automatikgetriebes sind dann üblich. Das Automatiköl sollte in jedem Fall eine klare rote Farbe haben. Bei Automatikgetrieben, die in 40 Jahren noch nie belegbar von einem Fachbetrieb  grundüberholt wurden, ist vorsorglich mit einer bald anstehenden Überholung zu rechnen. Schaltgetriebe sind robust und machen in der Regel keinerlei Probleme. Schwergängige, hakelige Schaltboxen resultieren häufig aus Verschleiß oder einem defekten Schalthebellager. Weitere Infos zu Getrieben finden Sie bei pagode.info unter dem Link „Getriebe“.

Hinterachse:

Bei stark verölten Hinterachsgetrieben unbedingt auf Geräusche achten. Jede tropfende Achse ist irgendwann mal leer. Heulen beim Gaswegnehmen ist Verschleiß. Manchmal hilft hier ein Zusatz (wie z.B. Slick 50) um diese Geräusche zu beseitigen. Langfristig ist eine Überholung aber unumgänglich.

Vorderachse:

Vorderachsen müssen in relativ kurzen Intervallen an allen Schmiernippeln regelmäßig gewartet werden. Eine Unterlassung zieht aufwändige Reparaturen an Achsschenkelbolzen und Querlenkern nach sich. Frische Fettkragen an den Schmiernippeln sind daher ein gutes Zeichen, sie können aber auch nachträglich angebracht worden sein. Poltern der gesamten Vorderachse bei schlechter Straße deutet auf abgerissene Gummilagerungen der Vorderachse hin.

Durchrostungen:

Durchrostungen sollten bei einer Zustand-3 Pagode kein Thema sein. Hier hilft nur der Blick von unten. Durchgeführte Schweißarbeiten sollten qualitativ so ausgeführt sein, dass sie nahezu unsichtbar sind. Vorsicht ist geboten, wenn aufgeschweißte Blechflicken sichtbar sind. Falls doch Durchrostungen zu finden sind, handelt es sich nicht um ein Fahrzeug der Zustandskategorie 3.

Kilometerleistung:

Angaben über die Kilometerleistung machen nur Sinn, wenn sie entweder belegt oder nachher im Vertrag festgehalten werden. Absurd niedrige Km-Leistungen um 100 tkm sind grundsätzlich zu hinterfragen. Pagoden SL wurden in den 60er und 70er Jahren nicht als Raritäten geschont, sondern genauso benutzt, wie das bei aktuellen Mercedes SL der Fall ist. Bei Fahrzeugen mit extrem geringer Laufleistungsangabe sollte sich die geringe Benutzung des Fahrzeugs auch in einem sehr gut erhaltenen originalen Interieur widerspiegeln.

Übersetzungsverhältnis:

Die Frage nach dem Hinterachsübersetzungsverhältnis lohnt in jedem Fall. Ein 280 SL aus USA mit extrem kurzem 4,08 Differenzial macht beispielsweise im Sprint Spaß, ist aber aufgrund der hohen Motordrehzahl für Fahrten auf deutschen Autobahnen eher ungeeignet. Eine Liste der verschiedenen Hinterachsübersetzungen finden Sie bei pagode.info unter dem Link „Übersetzungen“.

Was leicht übersehen wird:

Heizung, Lüftung, Gebläse, Umverteilung (oben-unten) sowie die 4 Bedienelemente im Armaturenbrett sollten nach Möglichkeit funktionieren. Reparaturen sind zwar in Eigenregie zu machen, können aber in aufwändige Fummelarbeit ausarten. Weitere Infos zur Heizung finden Sie bei pagode.info unter dem Link  „Heizung“.

Kleine Schwächen innen:

Blinkerschalter ausgeschlagen oder am Griff gebrochen, aus Kostengründen immer wieder provisorisch repariert. Zitternde Tachonadel, defekter Wegstreckenzähler, defekte Zeituhr, defekter Dimmer für die Instrumentenbeleuchtung. Holzteile aufgequollen, krumm. Radio-Lautsprechermembran altersbedingt perforiert, Verkleidungen zerschnitten für Zusatz- lautsprecher, Radioschacht  aufgeschnitten für modernes Radio. Wellige Polsterung am Armaturenbrett, krumme oder fehlende Sonnenblenden.  Verbeulte, zerkratzte Einstiegs-Chromleisten, ungeeignete hakelige Sicherheitsgurte, schiefe Sitzlehnen. Risse im Lenkrad, abgesägter Schalthebel, fehlender Aschenbecherdeckel, Basteleien im Innenraum.

Kleine Schwächen außen:

Bei deutschen Scheinwerfern neigen die Reflektoren zum Erblinden und die Trägerrahmen aus Guss können krumm oder schon gerissen sein.  Der substanzielle Zustand 40 Jahre alter Scheinwerfer ist nur im ausgebauten Zustand zu beurteilen. Aus Kostengründen wird bei Reparaturen vermehrt auf gebrauchte Scheinwerfer zurückgegriffen oder wird auf US Scheinwerfer ausgewichen. An Rückleuchten finden sich bei genauerem Hinsehen gerne kleine Risse in den Gläsern und Mängel am Chromrahmen. Rechte Rückleuchten sind  häufig ausdunkelt durch Auspuffgase. Der Chrom auf der A-Säule ist bei vielen Pagoden bis auf den Untergrund "weggeputzt" worden, was sich in mattem Finish äußert. Die Chromplatten auf den B-Säulen, an denen das Hardtop verriegelt wird, können Risse aufweisen. Frontscheiben neigen dazu, in den Ecken Feuchtigkeit zu ziehen. Der Verdeckstoff kann vom Einlegen an den Knickstellen durchgescheuert sein und im geschlossenen Zustand Eselsohren zeigen. Verdecke, die lange zurückgeklappt im Verdeckkasten lagen, können schwer schließen, weil der Stoff schrumpft. Gummis sind altersbedingt häufig porös. Chromstoßstangen krumm und von innen durchrostet. Grillstern an den Spitzen gebrochen und wieder eingeklebt. Verschiedene Schließungen am Wagen, für jedes Schloss ein anderer Schlüssel. Fehlende oder zerkratzte Embleme und Zierleisten.

Zeitgenössisches Zubehör:

Zusatzscheinwerfer, Nebelschlussleuchten, Radlaufchromleisten, Einbaulautsprecher und zusätzliche Antennen & Spiegel sollte man mögen, weil die spurenlose Entfernung solcher An- und Einbauten nur mit entsprechendem Aufwand möglich ist. Bei Holzlenkrädern und modernen Radios ist die Rückrüstung dagegen unproblematisch. Eine Liste der werksseitig lieferbaren Sonderausstattungen finden auf pagode.info unter dem Link „Sonderausstattungen“.

Nützliches Zubehör:

Kopfstützen, Windschott, Abdeckhülle für die Garage, el. Diebstahlschutz, optimiertes Bordwerkzeug. Unverzichtbar: Automatik-Sicherheitsgurte.

Weiteres Zubehör:

Quer zur Fahrtrichtung angeordneter Notsitz, Hardtopständer, Luftentfeuchter für die Garage.

Service-Historie:

Wichtiger als die Frage nach der Anzahl der Vorbesitzer ist das Wissen um die Servicehistorie einer Pagode. Wurden regelmäßige und außerplanmäßige Arbeiten von Fachwerkstätten ausgeführt ? Sind zu erneuernde wichtige Bauteile tatsächlich durch Neuteile ersetzt worden ?  Wenn Vorbesitzer anfallende Kosten möglichst gering halten wollten, kann die Fahrzeugqualität unter improvisierten Reparaturen und Basteleien gelitten haben. Der Investitions-Stau eines typischen Bastlerfahrzeugs lässt sich nachträglich nur mit hohem finanziellen Aufwand wieder einholen.              

Was man nie findet:

Im Preisbereich von Zustand 3 findet man in der Regel keine Pagoden mit den seltenen "Highlights" wie z. B.:  5-Gang-Getriebe, Schiebedach-Hardtop, lückenlosem Scheckheft oder makellosem Erstlack.  Wer trotzdem eins von diesen Glücksfällen bei einer Zustand 3 Pagode entdeckt, sollte den Wagen schon mal in die engere Wahl nehmen.

copyright 2001: Koellner SL-Service

Zurück zur Startseite - Informationen über Mercedes 230 SL - 250 SL - 280 SL Pagode